1986
erfand der Performance Poet Marc Kelly Smith in Chicago diese
Form der Wettkampflesung, die später die ganze Welt erobern
sollte. Im "Green Mill Jazz Club" kreierte er einen
Abend, bei dem Dichter auswendig ihre Werke rezitierten und um
die Gunst des Publikums rangen, den "Original Chicago Uptown
Poetry Slam". Der Begriff "Slam" (engl. "schlagen",
auch "Schlacht") befand Smith für passend, um die
wetteifernde Stimmung der Slam - Nächte im Chicagoer Arbeiterviertel
"Bucktown" wiederzugeben.
Bald
schon verbreitete sich der Poetry Slam über die gesamten
USA. In New York begann das legendäre "Nuyorican Poets
Cafe", bereits in den 70ern stets ein Ort für performte
Gedichte, 1991 mit Poetry Slams. New Yorker Slam Poeten zierten
bald Cover von Lifestyle Magazinen und waren regelmäßig
auf MTV zu sehen. Heute gibt ein den USA hunderte von Slam Clubs,
einen eigenen Dachverband "Poetry Slam Inc." und mit
"Youth Speaks" eine davon unabhängige Schülerliga.
Kinofilme wurden gedreht, eigene Plattenlabels gegründet
und seit 2004 erobert mit "Def Poetry Jam" eine neue
US Poetry Fernsehshow ein Millionenpublikum. Der jährliche
US National Slam, die amerikanischen Meisterschaften, sind viertägige
Großveranstaltungen mit gigantischem Aufwand.
Nach Europa kam der Poetry Slam nur kurze Zeit später. In
London, Stockholm, Berlin und Amsterdam fanden 1993 und 94 erste
Slams statt. 1996 übernahmen Rayl Patzak und Ko Bylanzky
im Münchner Substanz den "Literaturslam" des Musikjournalisten
Karl Bruckmaier und verwandelten ihn in einen monatlichen Poetry
Slam mit renommierten Gästen aus aller Welt, der zu Europas
größtem Poetry Slam herangewachsen ist. Rund 400 Besucher
drängen sich seit genau 10 Jahren pro Veranstaltung in dem
Club an der Münchner Poccistrasse. Fast jeder internationale
Slam Poet von Rang ist hier mindestens einmal aufgetreten.
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